Wie kam es zu diesem Ortsnamen?
Im Februar 824 wurde Waldböckelheim erstmals urkundlich erwähnt, hier vermachten die Eheleute Waltrada und Voto dem Kloster Fulda zu ihrem „Seelen-heil“ Leibeigene und Ländereien. Diese Urkunde wurde in Waldböckelheim verfasst: „Geschehen ist diese Schenkung im Dorfe Becchilenheim am 14. Februar im elften Jahr der Regierung unseres glorreichen Kaisers Herrn Ludwig“.
Die frühe Geschichte von Wald-, Thal- und Schloßböckelheim lässt sich nur schwer voneinander trennen. So ist auch die Geschichte des Dorfes eng mit der Burg Böckelheim verbunden. Die meisten Urkunden beziehen sich auf den Bezirk und das spätere Amt Böckelheim, dessen Mittelpunkt diese mächtige Festung war.
Über die Bedeutung des Ortsnamen gibt es verschiedene Vermutungen. Der frühere Waldböckelheimer Heimatforscher H. Hahn sieht in dem Namen „Böckelheim“ einen Bezug zu „Bächelchen“ und meint damit wohl die Lage des Ortes am Seibersbach. Der Namenforscher H. Kaufmann leitet den Namen von „Bock“ oder „Böckel“, sowie von dem Personennamen „Becchilo“ − „ich backe“ ab. Im 13. Jahrhundert wollte man sich von dem rheinhessischen Gaubickelheim unterscheiden und fügte die Namenszusätze Wald-, Schloß- und Thal- hinzu. Am 16.10.1299 verschenkte der Erzpriester Godefried von Waltbeckelnheim Ländereien an das Kloster Disibodenberg. Mit dieser Schenkungsurkunde ist der Grundstein für unseren heutigen Ortsnamen gelegt.
Vor- und Frühgeschichte
In der jüngeren Steinzeit (ca. 5700-2000 v. Chr.) siedelten sich, nach dem Rückzug der Gletscher, Menschen an, welche Ackerbau betrieben. Dies belegt ein durchbohrtes Steingerät, dass in der Gemarkung „Kellerwies“ gefunden wurde.
In der Bronze- und Urnenfelderzeit (ca. 2000-1200 v. Chr., ca. 1200-700 v. Chr.) wurde hier Viehhaltung betrieben. Es wurden z.B. Bronzemeißel und Hügelbestattungen ausgegraben, die auf keltisches Volk zurückgehen.
Erst aus der jüngeren Eisenzeit (450 bis Christi Geburt) wurden weitere Funde in der Waldböckelheimer Gemarkung gemacht. Auf dem „Grieser Kopf“ fand man einen Eisenring mit verschiedenen Bronzeanhängern.
In der Römerzeit bestimmten kriegerische Auseinandersetzungen aber auch Kulturaustausch das Geschehen zwischen Römern, Germanen und Kelten. Die Römer bauten viele Straßen und so genannte „Villae rusticae“. Solche landwirtschaftlichen Gehöfte werden bei Leos Ruh und Marienpforter Hof vermutet. Ca. 100 Brandgräber wurden in der Waldböckelheimer Gemarkung, Richtung Bockenau, gefunden. Als Beigaben lagen in den Gräbern u.a. zwei Fibeln und eine Bronzeschüssel mit eisernem Bart, diese Funde werden dem 1. Jahrhundert nach Chr. zugeordnet.
Mittelalter
In der fränkischen Zeit (bis 1000) taucht Böckelheim erstmals in einer Fuldaer Urkunde aus dem Jahre 824 auf (s.o.). Schon in dieser Zeit besaß Waldböckelheim eine zentralörtliche Funktion, dies zeigte sich bei den Königsaufenthalten 819 und 839. Urkundlich wird im Jahr 1003 Herzog Kuno von Beckilnheim erwähnt. Kaiser Heinrich III (1039-1056) übergab um 1040 die Burg Böckelheim mit allem Zubehör an den Herzog von Lothringen, Gottfried den Bärtigen, als Lehen. Bald darauf gerieten die beiden in Streit, Kaiser Heinrich III belagerte und zerstörte die Burg.
Sein Sohn und Nachfolger Heinrich IV, den sein Gang nach Canossa für alle Zeiten berühmt machte, schenkte die Burg und die dazugehörenden Orte dem Bistum Speyer. Im Dezember 1105 wurde Kaiser Heinrich IV von seinem Sohn Heinrich V auf der wieder instand gesetzten Burg gefangen gehalten. Später kam die Burg als Erbe an die Grafen von Sponheim. Graf Heinrich verkaufte 1277 die Burg mit den dazugehörenden Dörfern an den Bischof Werner II von Mainz, der Kaufpreis betrug 1040 Mark in Aachener Denaren. Der Bruder Graf Heinrichs, Johann I von Sponheim, war gegen diesen Verkauf. Er forderte 1279 in einem Kampf bei Sprendlingen die Burg zurück. Bekannt wurde durch dieses Ereignis der Metzger Michel Mort, der den Grafen vor der Gefangenschaft schützte und selbst sein Leben ließ. Es gab eine dreijährige Auseinandersetzung danach gehörte die Burg zu zweidrittel dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Werner II. Die Burg wurde in den folgenden Jahren mehrmals geerbt und verpfändet.
Erstmals 1320 wird von einem angeblichen Brand in Waldböckelheim berichtet, eine Fehde zwischen Graf Heinrich von Virneburg und Balduin. Die Burg und die umliegenden Dörfer hatten in den nächsten Jahren mehrere Lehnsherren. Im Jahre 1397 wurde das Dorf Waldböckelheim von Ritter Friedrich von Ehrenberg (bei St. Goar) eingeäschert, er befand sich in einer Fehde mit dem Erzstift Trier. 1441 wurde auf der Wiese „Im Brühl“, der Waldböckelheimer Gemarkung, der Kaufvertrag über Burg und Dorf an den Ritter Friedrich Greiffenclau abgeschlossen. Von den wechselhaften Zugehörigkeiten des Amtes Böckelheim war die pfalz − zweibrückische die weitaus kürzeste (1466-1471). Dagegen bestimmten die Kurpfälzer Fürsten aus dem Hause Wittelsbach die Geschicke des Amtes Böckelheim und seiner dazugehörigen Orte über 300 Jahre lang.
Neuzeit
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trugen die untereinander verfeindeten Wittelsbacher den pfälzischen − bayrischen Erbfolgekrieg im Naheraum aus (1504-05). Das Amt Böckelheim blieb jedoch bei der Kurpfalz.
Die dunkelste Zeitepoche Mitteleuropas war der Dreißigjährige Krieg (1618-1648).
Die kriegerischen Auseinandersetzungen setzten den Menschen schwerste Schäden zu (Seuchen, Armut, Hunger, viele Tote). Durch die ständigen Wechsel der Eroberer und Besatzungstruppen wechselte mehrmals die Religionszugehörigkeit.
Die Bevölkerung und ihre Herrschaften litten größte Not, selbst 30 Jahre nach Kriegsende hatte man sich von den Folgen des Krieges noch nicht erholt. Um dieses Elend etwas abzumildern gab es so genannte „Gebtage“, an denen Mittellose betteln durften. Dies bestand noch bis 1850. 1662 verlangte der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Johann Phillipp von Schönborn die Rückgabe des gepfändeten Amtes Böckelheim.
Kaiser Leopold I wehrte 1676 den drohenden Krieg zwischen Kurpfalz und Kurmainz um die Besitzansprüche des Amtes ab, indem er es unter kaiserliche Zwangsverwaltung (Sequester) stellte. Der französische König Ludwig XIV wollte alle Gebiete die ehemals in französischer Hand waren zurückerobern (Reunion). 1688 besetzten und zerstörten die französischen Truppen die Burg Böckelheim (Pfälzischer Erbfolgekrieg 1688-1697). Im Jahre 1715 waren das Ende der Sequesterverwaltung und die Eingliederung des Amtes in das Kurpfälzer Oberamt Kreuznach.
Land und Leute wurden nun durch den Spanischen – (1701-1714/15) und Polnischen Erbfolgekrieg (1734-1735), sowie dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) schwer belastet.
Um 1755 wurden die Zehntabgaben in Waldböckelheim eingeführt. Während der napoleonischen Zeit besetzten französische Revolutionstruppen 1794 das Dorf. 1813 brach die französische Herrschaft über Deutschland zusammen, denn Napoleon hatte den Russlandfeldzug bei Leipzig verloren. Die Preußen übernahmen ab 1815 das Sagen im Naheraum, die Wehrpflicht wurde eingeführt.
Die 1840er Jahre waren von großer Not und Armut gekennzeichnet, viele wanderten aus in die „Neue Welt“: Allein in Waldböckelheim sind 1847 45 Auswanderer nach Amerika bekannt. Im Jahre 1870 folgte der Deutsch−Französische Krieg (1870-71) und die Gründung des Deutschen Reiches im Spiegelsaal von Versailles. Der für Preußen siegreiche Krieg löste im neugegründeten Deutschen Reich die so genannte „Gründerzeit“ aus. Im „Drei − Kaiser − Jahr (1888) wurde der Ort zur Landbürgermeisterei ernannt und Heinrich Hahn wurde Bürgermeister. Langsam erholte sich die Bevölkerung von Krankheiten, Missernten und Kriegen. Das Dorf bestand durchweg aus Landwirten und Handwerkern. 1899 konnte man es sich leisten Wasserleitungen und Pflaster in die Straßen zu legen.
20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg (1914-1918) brachte eine schwierige Versorgungslage des Dorfes mit sich. 70 Waldböckelheimer Männer ließen ihr Leben im Krieg.
Im November 1918 brach in der Naheregion eine Revolution aus (Weimarer Zeit; 1918-1933).
Die Weltwirtschaftskrise, die ursprünglich 1929 in den USA ihren Anfang nahm, machte auch vor Europa keinen Halt, letztlich eine Spätfolge des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegspolitik. Der Unmut der Bevölkerung drückte sich darin aus, dass zunehmend radikale Parteien und Gruppierungen Zuspruch fanden. Im Mai 1933 beschloss der Gemeinderat, den Reichspräsidenten Hindenburg und den Reichskanzler Adolf Hitler zu Ehrenbürgern der Gemeinde zu ernennen.
500 Waldböckelheimer Soldaten zogen in den Zweiten Weltkrieg (1939-1945). Während sich in den Anfangsjahren des Krieges das Geschehen außerhalb abspielte, verlagerten sich ab 1943 mit der alliierten Luftüberlegenheit die Handlungen auf deutschen Boden. 1944 kam es zu mehreren Luftangriffen auf den Bahnhof Waldböckelheim und umliegender Gemarkung. Nacht für Nacht mussten die verbliebenen Männer nach Kreuznach um die Trümmer zu beseitigen und Tote zu bergen. 115 Waldböckelheimer sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Mit dem Kriegsende (1945) kam es zu einer bedrohlich werdenden Versorgungsknappheit der Bevölkerung, der Schwarzhandel blühte. Der 20. Juni 1948, der Tag der Währungsreform, brachte den Weg zu einem normalen wirtschaftlichen Alltagsleben. In den 1950er Jahren, dem allgemeinen „Wirtschaftswunder“, wurden weitere kommunale Projekte (Kanalisation, Straßenbau) in Angriff genommen. Die Kommunalreform (1967) löste die Landbürgermeisterei Waldböckelheim auf und gliederte den Ort in die Verbandsgemeinde Rüdesheim ein.
Ein besonderer Höhepunkt für die Weinbaugemeinde Waldböckelheim war 1974 die Wahl der Winzertochter Doris Emmerich zur Naheweinkönigin und Deutschen Weinkönigin.
In den Jahren 1972, 1985 und 1995 wurden um Waldböckelheim 180 Bauplätze jungen Familien zur Verfügung gestellt.
1988 wurde das Bürgerhaus und 1999 das Projekt „Betreutes Wohnen“ eingeweiht. Im Jahr 2000 konnte man ein Gewerbegebiet im Westen des Dorfes ausweisen. Zur Modellgemeinde Spielleitplanung wurde Waldböckelheim 2001 vom Landesministerium „Umwelt und Forsten“ und „Bildung, Frauen und Jugend“ ausgewählt. So wird dem Dorfentwicklungsplan die Erhaltung und Verbesserung von Lebens- und Spielräumen der Kinder und Jugendlichen angepasst.
Eine Chronik der Ortsgemeinde Waldböckelheim aus dem Jahre 1999 kann unter ISBN 3-9805511-4-8 bestellt werden oder beim Bürgermeister direkt gekauft werden.
Quellenangaben
Dr. Werner Vogt: Ortschronik Waldböckelheim
Heidrun Hahn: Heimatkundeunterricht